Heringe satt, in Kappeln an der Schlei
Es war etwa 22.00 Uhr als wir am Freitag dem 26.4.1996 von Ensdorf in Richtung Kappeln aufbrachen. Der erste Stopp war nach ca. 30 Minuten Fahrzeit an der Raststätte Hochwald angesagt, wo wir uns mit Bertram, Alfred und Karl Heinz zur gemeinsamen Weiterfahrt treffen wollten. Wie wir da an der Raststätte auf unsere Angelkollegen warteten, kamen uns nach geraumer Zeit Zweifel, ob wir Zeit und Treffpunkt richtig ausgemacht hatten. Aber da endlich kamen die Freunde angefahren und wir erfuhren warum sie sich verspäteten. Alfred hatte beim Packen des Anhängers seine Angelruten an der Gartenmauer vergessen, was ihm Gott sei Dank noch rechtzeitig auffiel. Nach kurzem Schmunzeln und Rastplanung, konnte die Reise beginnen.
Nach einer längeren Pause in Remscheid wurde die in Richtung Ostsee fortgesetzt. Von üblen Gerüchen umnebelt, - Sie stammten von frisch gedüngten Feldern - die uns einige Kilometer vor unserer letzten Rast bei Bremen begleiteten, traten wir die letzte Etappe an.
In Kappeln angekommen, konnten wir uns einen ersten Eindruck, von dem was uns in den nächsten Tagen beim Heringsangeln erwarten würde, verschaffen. Zig Angler standen an der Kaimauer oder saßen in ihren Booten, um an diesem „Heringsfestival" teilzuhaben. Unseren Blicken bot sich ein einziges raus und rein der Angelruten und Eimerweise Heringe. Der Parkplatz direkt dahinter, war an diesem frühen Samstagmorgen bis auf den letzten Platz ausgefüllt. Autokennzeichen von überall her, einige waren sogar mit Wohnmobilen angereist um an diesen Heringssturm zu erleben. Wir hatten genug gesehen, und so sollten den Blicken Taten folgen, worauf wir uns in den umliegenden Geschäften mit diversem Angelzubehör eindeckten. Da allerdings unser Quartierbezug erst später erfolgen würde, machten wir noch einen Stadtbummel, wobei wir uns von unserem Angelfreund Jörg fuhren ließen, der hier schon ein paar Mal in Ferien war.
Abschließend genehmigten wir uns ein erstes „Flensburger" vom Fass und begaben uns in Richtung Maasholm zur Wormshöfter Mühle, in der wir auch Quartier bezogen. Nach einem einführenden Gespräch mit unseren Gastgebern und einem Begrüßungsbier ( Flensburger ), machten wir uns am Nachmittag auf zu einem ersten Angeleinsatz, der allerdings ohne Boot stattfand. Wir fuhren mit den Autos ein paar Kilometer Richtung Kappeln, wo wir einen guten, aber stark frequentierten Angelplatz fanden. Vom Schleiufer aus, dass in diesem Bereich Strandähnlich war, versuchten wir die ersten Heringe zu fangen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und Bertram fing gleich fünf Heringe auf einen Schlag, was den Rest der Mannschaft zu gleichem anspornte. Fast 100 Heringe fingen wir in der kurzen Zeit, die trotz Müdigkeit von der langen Fahrt ohne Schlaf geputzt werden mussten. Stolz über unseren ersten Erfolg kehrten wir gegen Abend zur Mühle zurück, wo
wir die Fische zum einfrieren und uns zum Abendessen herrichteten. Zu Fuß ging es nun zum Abendessen ins etwa 3 km entfernte Maasholm. Zur Mühle zurückgekehrt ließen wir den Tag bei ein zwei.... „Flensburgern" ausklingen.
Am nächsten Tag, ein sonniger Sonntagmorgen, wurden wir auf unseren Booten eingewiesen und verstauten unsere Ausrüstung an Bord, die erste Fahrt konnte beginnen. Gemeinsam losgefahren, trennten sich unsere Wege vor dem Hafen von Maasholm, wobei Alfred, Bertram und Karl - Heinz die Schlei hinauf in Richtung Kappeln und wir auf die Ostsee fuhren, wo wir uns zeitweise parallel in etwa 1,5 km Entfernung zur Küste treiben ließen. Aber die Dorsche wollten und wollten nicht beißen. Natürlich konnten wir nicht mit leeren Händen zurückkehren, doch die Aussichten auf einen Dorsch waren nicht groß. Dann plötzlich ein Ruck in meiner Rutenspitze - jetzt konnte der Zauber losgehen. Weit gefehlt, was sich anfangs als halbwegs kapitaler Dorsch ankündigte, entpuppte sich von einer Sekunde auf die andere, lediglich als Babydorsch. Nach zwei weiteren Babys traten wir die Rückfahrt an. Von weitem schon sahen wir unsere Angelkollegen eifrig beim Heringe putzen, wobei wir ihnen nach dem Anlegen halfen, was angesichts von rund 300 Heringen auch bitter nötig war und sich als schweißtreibende Arbeit herausstellte. Ein Schwan, der sich bei unserer Tätigkeit an die Innereien der Fische heranmachte, wurde von Karl - Heinz kurzerhand auf den Namen Hansi getauft. Nach getaner Arbeit entspannten wir uns erst mal gemütlich bei einem Flensburger, bevor wir uns für den Abend fertig machten.
Das Abendessen sollte diesmal in der Gaststätte Kieholm, der eine Aalräucherei und ein Fischgeschäft angegliedert war, stattfinden. Das Gasthaus, dass etwa 4 km von der Mühle entfernt an der Kreuzung nach Kappeln befand, war gut besucht. Die Speisekarte ließ keine Wünsche offen, so dass wir vom Schnitzel bis zum frischen Dorschfilet unsere Auswahl trafen. Angenehm überrascht von der Qualität, Quantität und der Preise, - die Gerichte lagen im Schnitt unter 20,- DM, - veranlasste uns einstimmig, unser Abendessen bis auf eine Ausnahme, für die verbleibenden Tage einzunehmen. Als wir später zur Mühle zurückgekehrt waren, saßen wir noch mit den anderen Hausgästen zusammen im Aufenthaltsraum und tauschten so manche Erfahrung aus. Der nächste Tag sollte einen Rollentausch mit sich bringen, wobei Boote und Angelrevier gewechselt wurden. Mit ähnlichen Fangergebnissen trafen wir uns gegen Abend an unserer Anlegestelle wieder, wo uns Schwan Hansi und seine Angetraute schon erwarteten um beim putzen der Fische ihren Anteil abzubekommen. Dieter ein Angelkollege aus Duisburg räucherte Heringe, die er uns zum probieren anbot. In einer gemütlichen Runde gab es allerlei Geschichten und Witze zu erzählen und von einem Gast, dessen Namen mir entfallen ist wurden ein paar Zaubertricks vorgeführt, so dass es uns an diesem Abend besonders schwer fiel unsere Schlafstätten aufzusuchen.
Dienstags wieder auf Dorsch in der Ostsee, mussten wir nach zehn gefangenen Dorschen, zum Leidwesen meiner beiden Kameraden Heinz und Jörg die Rückfahrt vorzeitig antreten, da mein Magen durch zuviel Genuss von Kaffee rebellierte. Donnerstags vom Angeln zurückgekehrt versuchte sich Heinz bei einer Wassertemperatur von ca. 11° C als Eisschwimmer in der Schlei, was uns angesichts dieser Tatsache frösteln ließ. Am nächsten Morgen hieß es Gepäck und Fische für die Heimfahrt zu verstauen, was sich angesichts der rund 1500 Heringe als kleines aber dennoch lösbares Problem ankündigte. Nach der Verabschiedung von den Quartiergebern, den noch verbleibenden Hausgästen und natürlich von Schwan Hansi und seiner Braut, traten wir nach einer leichten Mahlzeit, am frühen Mittag die Heimfahrt Richtung Ensdorf an, wo wir gegen 24.00 Uhr wohlbehalten eintrafen.
Uns hat dieser Angelausflug sehr gut gefallen und sind der Meinung, diesen Heringssegen sollte jeder Angler einmal erlebt haben.
MW