Graureiher
Der Graureiher (Ardea cinerea), auch Fischreiher genannt, ist eine Vogelart aus der Ordnung der Schreitvögel (Ciconiiformes).
Verbreitung
Er ist in den milderen Regionen Europas und Asiens zu finden, außerdem im gesamten südlichen Afrika mit Ausnahme der südlichen Küstennamib. In überwiegend eisfreien Regionen ist er ein
Standvogel, in den anderen Gebieten zieht er im Winter weiter südlich. In Deutschland ist er überwiegend ein Standvogel. In strengen Wintern, bei denen viele freie Wasserflächen einfrieren, sind
die Verluste der Population sehr hoch.
Der Graureiher hält sich besonders gerne an seichten, durchwachsenen kleinen Tümpeln und Teichen auf, die möglichst umbuscht und umwaldet sind.
In neuster Zeit dringt er immer mehr in städtische Gebiete vor, wo er heute sogar oft in den Innenstädten beobachtet werden kann. Er bildet auch gemeinsame Gruppen mit Seidenreihern (wie zum
Beispiel in der Poebene in Norditalien).
Aussehen
Der Graureiher ist etwas kleiner als ein Storch (ca. 90 cm). Das Gefieder auf Stirn und Oberkopf ist weiß, am Hals grauweiß und auf dem Rücken aschgrau mit weißen Bändern. Er hat schwarze
Augenstreifen sowie drei lange schwarze Schopffedern, die einen Federbusch bilden, eine dreifache schwarze Fleckenreihe am Vorderhals sowie schwarze Schwingen. Er fliegt mit langsamen
Flügelschlägen und bis auf die Schultern zurückgezogenem Kopf, mit s-förmig gekrümmtem Hals. Während des Fluges ist regelmäßig ein lautes, raues chräik zu hören. Der Graureiher erreicht eine
Flügelspannweite von ca 1,70m.
Er gleicht mit diesem Aussehen sehr dem nordamerikanischem Kanadareiher, der dort eine ähnliche ökologische Nische wie der europäische Graureiher besetzt. Die drei langen Vorderzehen sind am
Stelzenbein weit auseinander gespreizt und verhindern das Einsinken in den weichen Untergrund. Der Schnabeltyp ist der Pinzettenschnabel.
Der Graureiher besitzt nur eine sehr verkümmerte Bürzeldrüse, weshalb er Puderfedern an seiner Brust und in den Leisten besitzt, an denen er gelegentlich seinen Kopf reibt und sie damit
zerbröselt. Diese sind sehr fetthaltig, weshalb er das entstandene Pulver über seinen Körper verteilt, um sich vor Nässe zu schützen. Die Puderdunen wachsen ständig nach und fallen auch nicht
während der Mauser aus.
Bestandsentwicklung
Trotz jahrhundertelanger Verfolgung findet man den Graureiher in großer Zahl. Der Tiefpunkt des Bestandes lag wohl in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Insbesondere nachdem er unter
Schutz gestellt wurde, hat die Population stark zugenommen. Besonders in Norddeutschland findet man große Kolonien mit mehr als hundert Brutpaaren.
Nahrungssuche
Ruhig wie eine Rohrdommel stakst der Graureiher mit gesenktem Kopf und gekrümmtem Hals langbeinig durch das seichte Wasser. Er sticht blitzschnell nach kleineren Fischen, Fröschen, Molchen,
Schlangen und Wasserinsekten. Er frisst auch Wasserratten, die er wie auch die anderen Nahrungstiere im Ganzen verschlingt. Auf Wiesen wartet er stocksteif stehend auf Feldmäuse und verzehrt
gelegentlich auch Eier und Jungvögel. Zur Fischjagd kann er auf dem Wasser landen, ein bis drei Sekunden schwimmen und dann wieder auffliegen. Die bevorzugte Methode ist jedoch, einige Meter vom
Wasser entfernt zu landen und dann langsam ins Wasser zu schreiten.
Brutverhalten
Das Nest ist ein großer, nicht sehr stabiler Bau aus Reisig in Baumwipfeln. Das Gelege besteht aus vier bis fünf hellblaugrünen Eiern. Die unvollendet wirkende Bauweise des Nestes wird darauf
zurückgeführt, dass der Reiher vor noch nicht allzu langer Zeit nur am Boden brütete. Als Beleg dafür wird angeführt, dass man beispielsweise in Holland Reiherkolonien in großen Schilfbeständen
findet.
Die Sterblichkeit der Jungreiher ist während der Nestzeit sehr groß. Es wird geschätzt, dass in den ersten sechs Monaten 70% der Jungtiere sterben. Überleben Graureiher ihre Jugendmonate, können
sie bis zu 24 Jahre alt werden.
Sozialverhalten
Reiherkolonien sind sehr lebhaft. Zwischen den Vögeln einer Kolonie herrscht ständiger Streit, da sich die Vögel untereinander das Nistmaterial streitig machen. Gemeinsam wehren die Vögel auch
die Krähen ab, die sich für die unbewachten Eier interessieren.
Bejagung und Schadensabwehr
Der Graureiher ist Wild im Sinne des Bundesjagdgesetzes. Eine Jagdzeit ist aber nur in Bayern festgesetzt (16. September – 31. Oktober), die Jagd ist auf einen Umkreis von 200 m um künstlich
angelegte Fischteiche beschränkt. In den anderen Bundesländern ist der Graureiher ganzjährig geschont, d. h. für einen Abschuss ist eine Einzelerlaubnis der Unteren Jagdbehörde
erforderlich.
An kleineren Teichen hat sich aber die Überspannung mit Netzen bewährt. An größeren Teichen können Graureiher mit am unmittelbaren Uferrand gespannten Drähten abgehalten werden (verhindert das
Schreiten vom Ufer ins Gewässer).
Vogelscheuchen werden meist schnell als harmlos erkannt und bieten daher nur kurzzeitigen Schutz.
An natürlichen Gewässern sind meist keine erheblichen fischereiwirtschaftlichen Schäden zu beobachten, da der Reiher nur im Flachwasser seine Nahrung sucht und dort meist nur wirtschaftlich
unbedeutende Fischarten erbeutet.
Quelle: wikipedia.de
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