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Name und Verwandtschaft
Der Kleiber (Sitta europaea) ist der einzige heimische Vertreter der Familie der Kleiber (Sittidae). Sein deutscher Name beschreibt die
„handwerkliche“ Fähigkeit des Vogels, den Eingang der Bruthöhle durch „Kleibern“ (Kleben) von Lehmkügelchen zu verkleinern.
Kennzeichen
Der Kleiber ist mit 12 bis 15 Zentimetern von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende etwa so groß wie eine Kohlmeise. Er hat eine kompakte Gestalt mit einem relativ großen Kopf und einem langen
spitzen Schnabel. Das Rückengefieder ist graublau gefärbt, die Unterseite dagegen hell bis rostbeige. Die Männchen lassen sich an den dunkel-rostbeigen Flanken von den Weibchen unterscheiden. Der
lange schwarze Augenstreif grenzt den blaugrauen Kopf vom weißlichen Hals ab.
Lautäußerungen
Nur die Männchen singen. Als Reviergesang ist vor allem die laute Pfeifstrophe „wi wi wi...“ zu hören, die der Beobachter leicht imitieren kann. Der Gesang eines Männchens besteht aus einer Reihe
von wenigen Pfeiflauten, von denen jeder in der Tonhöhe gleichmäßig sinkt ("Abwärtspfeifen"). Daneben gibt es noch eine Trillerstrophe. Ein gedämpftes „sit“ dient als Verbindungslaut
nahrungssuchender Partner. Das Singen ist von der Witterung, aber nicht von der Temperatur abhängig. Die Gesangsfrequenz verstärkt sich (auch bei großer Kälte) von Ende Dezember bis zum Frühjahr
hin. Mit Brutbeginn wird der Kleiber sehr still. Nach dem Ausfliegen der Jungvögel sind wieder verschiedene Laute zu hören.
Nahrung
Kleiber leben von Insekten, Spinnen und Samen. Jungvögel werden häufig mit Raupen gefüttert. Auch im Winterhalbjahr ernähren sich von versteckten Spinnen und Insekten, nehmen aber hauptsächlich
Baumsamen, wie Bucheckern und Haselnüsse, zu sich, wenn diese ausreichend zur Verfügung stehen. Durch kräftiges Hämmern mit dem Schnabel werden diese geöffnet, so dass man manchmal glaubt, ein
Specht sei in der Nähe.
Lebensraum
Der Kleiber bewohnt in erster Linie höhlenreiche Altholzbestände und bevorzugt strukturreiche, lichte Laub- und Laubmischwälder mit Bäumen, deren Rinde rau ist. Oft genügt schon ein kleiner
Altholzbestand, der einen ausreichenden Vorrat an geeigneten Samen für die Ernährung im Winter bietet. In Wäldern werden strukturierte, lichte Bestände mit grobborkiger Rinde bevorzugt. Aber auch
Feldgehölze, die nicht zu isoliert stehen, Baumhecken, Alleen, Parkanlagen, große Gärten und Obstgärten können besiedelt werden.
Fortpflanzung
Kleiber lieben hochgelegene Bruthöhlen (etwa elf Meter über dem Boden). Ist das Flugloch zu groß, so dass der Kleiber fürchten muss Säugetiere oder größere Vögel wie beispielsweise Stare könnten
eindringen, verengt er den Eingang, bis er gerade noch durchpasst. Erdklümpchen werden mit kurzem Druck an die Unterlage geklebt und mit der Schnabelspitze durch Klopfen befestigt. Der Kleiber
beginnt meist schon im März – und damit früher als die meisten Meisenarten – mit dem Nestbau. Potenzielle Bruthöhlen werden bereits im Spätherbst inspiziert und im Februar gesäubert. Zumeist
bauen die Weibchen das Nest. Hauptlegezeit der Eier ist in tieferen Lagen Mitteleuropas die zweite beziehungsweise dritte Aprildekade. In der Regel werden sechs bis sieben Eier gelegt. Anfang
Juni fliegen die Jungvögel aus. Zweitbruten sind selten. Altvögel bleiben in der Regel ganzjährig im Revier. Jungvögel siedeln sich gewöhnlich innerhalb eines Radius von wenigen Kilometern an.
Ziehende Kleiber werden nur selten beobachtet.
*Bild:
Fotograf | Paweł Kuźniar |
Quelle | File:Sitta europaea wildlife 2.jpg |
**Quelle : NABU, Charitéstraße 3 ,10117 Berlin